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\section{Einführung}
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\label{sec-1}
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Am 20. Januar 2017 haben wir im Rahmen des Unterrichts für das Fach
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``Energie, Ökonomie und Umwelt'' die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in
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Buchs besucht. Die Firma hat ihren Standort an folgender Adresse: Im
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Lostorf 11, 5033 Buchs. Geführt wurden wir dabei von Frau Fürsinger
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Maja. Dieser Bericht wird den Ablauf des Besuchs sowie die Anlage
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beschreiben.
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\section{Besichtigung}
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\label{sec-2}
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\subsection{17:10 Uhr}
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\label{sec-2-1}
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Ich kam kurz nach 17:00 Uhr zusammen mit Michael Stratighiou und Ivan
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Hörler auf dem Parkplatz der Anlage an. Von aussen sah die ganze
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Anlage relativ harmlos aus. Wir begaben uns über den Platz der
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Einfahrt und wurden dort von unserer Führerin empfangen und in den
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Präsentationsraum geführt. Hier wartete bereits die Mehrheit unserer
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Klasse.
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\subsection{17:15 Uhr}
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\label{sec-2-2}
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Relativ pünktlich begannen wir die Führung. Zuerst stellte sich Frau
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Fürsinger kurz vor und ging dann zügig zur eigentlichen Führung über.
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Sie liess ein paar Zahlen fallen und gab einen groben ersten Überblick.
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Bereits hier fiel mir auf wie wenig Personal nötig war um die gesamte
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Anlage am Laufen zu halten. Zum jetzigen Zeitpunkt hat die KVA Buchs
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37 Angestellte. Wobei einer davon ein KV Lehrling ist. Dies reicht aus
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um einen 24/7 Schichtbetrieb 365 Tage im Jahr zu betreiben. Wobei in
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den einzelnen Schichten nur 3 Personen für den eigentlichen Betrieb
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benötigt werden. Effektiv sind es dann natürlich schon mehr mit
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Büropersonal, Unterhalt, etc. Dies erschien mir dann später noch um so
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beeindruckender als ich das gesamte Ausmass der Anlage kennenlernte.
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\subsection{17:30 Uhr}
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\label{sec-2-3}
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Frau Fürsinger zeigte uns noch einen kurzen Film welcher noch etwas
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mehr Details über die Anlage verriet von welchen ich hier gerne ein
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paar erwähnen würde. Im Durchschnitt bringen \textasciitilde{}240 Fahrzeuge zwischen
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300 - 600 Tonnen Abfall zur KVA Buchs.
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Der Anteil von privatem Abfall und Industrie Abfällen ist dabei circa
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50/50 wobei interessanterweise die Preise für Privatpersonen etwa
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doppelt so teuer sind wie die Preise für die Industrie. Die Idee
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dahinter ist, dass Privatpersonen ihren Abfall über die Gemeinde
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entsorgen welche bei der KVA dann nochmal ungefähr 25 \% weniger
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bezahlen als die Industrie.
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Gesamthaft werden pro Jahr ca. 150'000 Tonnen Abfall angeliefert. Aus
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diesem werden dann 60 Mio. kWh Strom sowie 65 Mio. kWh Fernwärme
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produziert. Dies bedeutet, dass ein 35l Abfallsack etwa gleich viel
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Energie wie 1.7l Heizöl enthält.
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\subsection{17:45 Uhr}
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\label{sec-2-4}
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Anschliessend zum Film konnten noch einmal Fragen gestellt werden dann
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ging die eigentliche Führung los. Zumindest bis ins Entrée. Dort hing
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ein Model der Anlage. Anhand von diesem erklärte uns Frau Fürsinger
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die genaue Funktion und welche Teile wir nachher besichtigen würden.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[width=10cm]{bilder/02_model.jpg}}
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\end{center}
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Viel interessanter als das Model, fand ich jedoch zwei Gläser, welche
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direkt daneben standen. Das eine enthielt Schlacke, also Reste der
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Verbrennung. Das zweite enthielt Staub welcher aus dem Rauch gefiltert
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wurde. Von diesem Staub werden bis zu 35 kg pro verbrannte Tonne Abfall
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herausgefiltert. Einerseits sehr beeindruckend, anderseits man sich
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schon Gedanken darüber ob man die Reste die sie nicht heraus filtern
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können wirklich in der Luft haben möchte.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[scale=0.03]{bilder/03_schlacke.jpg}}
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\frame{\includegraphics[scale=0.03]{bilder/04_staub.jpg}}
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\end{center}
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Hinzu kommt noch das der herausgefilterte Staub nach Deutschland
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gebracht wird und dort in einem Salzbergwerk gelagert wird.
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Dies wird allerdings nur noch bis 2021 möglich sein. Ab dann ist
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diese Praxis verboten und der Staub muss auch gewaschen werden.
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\subsection{17:55 Uhr}
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\label{sec-2-5}
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Nach der Erklärung der Anlage zeigte und Frau Fürsinger noch eine
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Auswahl an skurriler Gegenstände welche die Mitarbeiter der Anlage in
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der Schlacke gefunden hatten. Solche Gegenstände findet man weil der
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Abfall ``nur'' mit 800 - 1000\(^{\circ}\)C. Metall sowie Glas benötigen
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jedoch wesentlich höhere Temperaturen um zu brennen. Aus
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diesem Grund gibt es für diese Materialien auch separate
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Sammelstellen.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[scale=0.04]{bilder/05_gegenstaende.jpg}}
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\end{center}
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Nichtsdestotrotz werfen die Leute alles mögliche fort. Die Funde
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reichen von gewöhnlichen Besteck bis zu Geschossen. Etwas schmunzeln
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musste ich als Frau Fürsinger uns voller Stolz ihren neuesten Fund
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präsentierte, eine Lochzange.
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\subsection{18:10 Uhr}
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\label{sec-2-6}
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Anschliessend fuhren wir mit dem Lift ein paar Etagen höher um die
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Kräne zu besichtigen welche den Müll im Bunker durchmischen und auf
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den Förder geben. Mit dem Förderer wird der Müll dann Richtung und
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durch den Ofen transportiert.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[scale=0.019]{bilder/06_kran.jpg}}
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\frame{\includegraphics[scale=0.019]{bilder/07_kran.jpg}}
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\frame{\includegraphics[scale=0.019]{bilder/08_kran.jpg}}
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\end{center}
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Ich finde es ist immer wieder erstaunlich zu sehen mit welcher
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scheinbaren Leichtigkeit solche grosse Maschinen, sich und ihre Lasten
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bewegen.
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Das Durchmischen ist aus mehreren Gründen wichtig. Einerseits ist der
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Müll oft feucht, wenn er bei der KVA ankommt. Durch das Durchmischen
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wird er getrocknet, wodurch er besser brennt. Desweiteren kann es durch
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den feuchten Müll zu sogenannten Bunkerbränden kommen, wenn er zu fest
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zu gären beginnt. Zu guter Letzt ist es natürlich auch schlicht und
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einfach wichtig das man die ganze Sache etwas umschichtet. Ansonsten
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hat man schnell ein Platzproblem.
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\subsection{18:20 Uhr}
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\label{sec-2-7}
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Nach den Kränen ging es weiter zu den Öfen. Diese befanden sich in
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einer hohen Halle. Insgesamt würde die KVA Platz für 3 Öfen bieten
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wobei zur Zeit nur zwei installiert sind. Das Feuer in den
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Verbrennungsanlagen war überraschend hell.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[width=10cm]{bilder/09_ofen.jpg}}
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\end{center}
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Die Öfen in Gang zu bringen wenn sie erloschen sind ist eine
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erstaunlich simple Sache. Wenn wieder genügend Material im Ofen ist,
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wirft man einfach einen mit Petrol durchtränkten Lumpen in den Ofen
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und das Feuer beginnt wieder zu brennen wobei eine gute Luftzufuhr
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dafür sorgt, dass das Feuer nicht erstickt. Nach dem Abschalten dauert
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es ca. einen Tag bis man die Öfen betreten kann. So wirklich angenehm
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kühl sind sie dann aber noch lange nicht.
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\subsection{18:30 Uhr}
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\label{sec-2-8}
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Im Anschluss zu den Öfen begaben wir uns zum Turbinenraum. Dieser war
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relativ unspektakulär. Trotzdem ist er von essenzieller Wichtigkeit da
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hier der gesamte Strom der KVA produziert wird. Zu meinen grossen
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erstaunen war es in diesem Raum wärmer als im Ofenraum. Aber Reibung
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erzeugt ja bekanntlich auch Wärme.
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\subsection{18:35 Uhr}
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\label{sec-2-9}
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Auch wärend der Führung gab der Turbinenraum nicht allzuviel her
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weshalb wir nach 5 Minuten bereits zum Kontrollraum weitergingen. Der
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Kontrollraum war ein länglicher, relativ unspektakulärer Raum. In der
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Mitte befand sich ein langer Tisch an welchem ungefähr 10 Monitore
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montiert waren. Diese zeigten etwa Bilder von Überwachungskameras
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welche den äusseren Bereich, sowie auch Skalen von analogen Sensoren
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überwachten. Zudem waren auf den Bildschirmen auch diverse
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Computerprogramme zu sehen welche den Status der Anlage
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anzeigten. Eine Meldung welche sich mit einem Alarmton bemerkbar
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machte liess unsere Gruppe kurz aufschrecken. Es handelte sich bei der
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Meldung jedoch um nichts Ernstes.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[width=10cm]{bilder/10_kontrolle.jpg}}
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\end{center}
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\subsection{18:45 Uhr}
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\label{sec-2-10}
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Durch den Raum mit dem Rauchgaswäscher ging es dann weiter in die
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Abwassereinigung. Der Rauchgaswäscher wird benötigt damit die Abgase
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der KVA von schädlichen Stoffen gereinigt werden können. Dabei werden
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etwa Salzsäure, Schwefeldioxid und Quecksilber aus dem Rauch
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gefiltert. Im letzten Schritt wird dann noch das Stickoxid mit einem
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Katalysator, ähnlich wie bei einem Auto, in die Bestandteile
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Stickstoff und Wasser aufgespalten.
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Das Abwasser ist nach der Reinigung der Rauchgase enorm verschmutzt
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und wird durch einen aufwändigen und sehr wichtigen Prozess gereinigt.
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Wichtig deshalb, weil das Abwasser am Ende der Reinigung wieder der
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Aare zugeführt wird! Beim Reinigen des Wassers entsteht überdies
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noch Gips welcher auch wieder weiterverkauft werden kann.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[width=10cm]{bilder/11_abwasser.jpg}}
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\end{center}
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\subsection{18:51 Uhr}
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\label{sec-2-11}
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Zu guter Letzt besichtigten wir noch die Kamine durch welche das
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gereinigte Rauchgas abgelassen wird sowie die Tunnel für die
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Fernwärme. Mit der Hitze die beim Verbrennen erzeugt wird, werden ja
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nicht nur die Turbinen zur Stromerzeugung betrieben, sondern die
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Restwärme wird noch zum heizen von Firmen in der Umgebung
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genutzt. Dafür wird 280\(^{\circ}\)C heisser Dampf bei 22bar über bis
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zu 6 Kilometer lange Röhren zu seinem Zielort transportiert.
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Beim Betreten einer der Kamine konnten wir noch drei Container mit
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frischer Schlacke sehen. Erstaunlicherweise stanken sie meiner Meinung
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nach fast überhaupt nicht. Nur der Geruch von nassem Beton hing in der
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Luft. Uns wurde jedoch versichert, dass dies hauptsächlich an der
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kalten Jahreszeit lag. Im Sommer sei der Abfall durchaus zu riechen.
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[width=10cm]{bilder/12_schlacke.jpg}}
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\end{center}
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\subsection{19:00 Uhr}
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\label{sec-2-12}
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Nach ungefähr zwei Stunden war die Führung dann zu Ende. Gewisse
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Teile der Führung waren etwas abstrakt. Insgesamt war es jedoch ein
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sehr interessanter Besuch. Es war erstaunlich zu sehen wie viel aus
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Abfall noch gemacht wird und wie viel Aufwand betrieben wird um noch
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das letzte Bisschen verwertbarer Rohstoff zu extrahieren.
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Bedenklich fand ich jedoch wie die nicht verwertbaren Reste gelagert
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werden. Zwar sind der Staub und die Schlacke einer KVA nicht
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so schädlich wie bei einem AKW. Allerdings fragt man sich schon
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ob es wirklich gut für die Nachwelt ist wenn man das Zeugs einfach
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in Säcken unter dem Boden verscharrt.
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\section{Funktionsweise der KVA im Überblick}
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\label{sec-3}
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\begin{center}
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\frame{\includegraphics[width=13cm]{bilder/13_anlage.jpg}}
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\end{center}
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Hier nochmal die Funktionsweise der Anlage zusammengefasst. Zuerst
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wird der Lastwagen samt dem Müll gewogen um den Preis angegeben zu
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können. Anschliessend entlädt der LKW seine Fracht in den Bunker.
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Von dort wird er mit dem Kehrichtkran auf den Verbrennungsrost
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transportiert welcher sich stetig durch den Ofen bewegt und dadurch
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dem Feuer konstant neue Nahrung liefert. Bei der Verbrennung entsteht
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Schlacke welche ca. 20 \% der zuvor verfeuerten Abfallmasse ausmacht.
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Die Schlacke wird dann zu einer Deponie in Fricktal gebracht, wo sie
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dann noch nach verwertbarem Metall durchsucht wird.
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Die Hitze der Verbrennung wird genutzt um Wasser im Dampfkessel zu
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erhitzen. Der daraus entstehende Dampf treibt eine Turbine zur
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Stromproduktion an. Die restliche Wärme wird zum Heizen verwendet und
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an Abnehmer in der Umgebung weitergeleitet.
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Die Rauchgase des Feuers werden zuerst durch einen Elektrofilter
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geführt in welchem durch elektrostatische Ladung die ersten Partikel
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aus dem Rauch gefiltert werden. Der dabei entstehende Staub macht etwa
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2 \% des verbrannten Mülls aus.
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Im nächsten Schritt wird das Rauchgas noch mit Wasser durchmischt und
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so noch weiter von Schadstoffen gereinigt. Was in etwa 99 \% der
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Schadstoffe entfernt. Nachdem der Rauch von einem Katalysator noch von
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Stickstoffoxiden befreit wurde, wird er anschliessend in durch den
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Kamin in die Umwelt gelassen.
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Das Wasser welches durch den Reinigungsprozess des Rauchgases
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verschmutzte wird vor der Rückführung in die Aare auch noch in einem
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mehrstufigen Prozess gereinigt. Die Reste davon sind zum einen
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Quecksilber, Gips sowie noch etwas unbrauchbarer Schlamm. Da das
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Wasser noch stark Salz haltig ist kann es nur verdünnt wieder in die
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Aare geleitet werden. Womit der Prozess dann abgeschlossen ist.
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